Der Mistral ist ein Wind, der im Rhônetal weht und der diejenigen, die ihn erlebt haben, stets inspiriert hat: Für Plinius den Älteren im 1. Jahrhundert nach Christus war der Mistral „der berühmteste aller Winde, den keiner auf der Welt an Stärke übertrifft“. Im Provenzalischen bedeutet mistrau so viel wie „Meister“: Er gilt als unbezähmbar. Im 16. Jahrhundert besagt eine Volksweisheit: „Mistral, Parlament und Durance (ein Fluss, der in der Region früher regelmäßig Überschwemmungen verursacht hat) sind die drei Geißeln der Provence“…
Die „Geißel“ bringt jedoch ein paar sehr gute Seiten mit sich, sie hat sogar eine heilsame Wirkung für die Weinberge des Rhônetals.
Indem er die Wolken vertreibt, begünstigt der Mistral ab dem Breitengrad von Valence, wo der mediterrane Süden beginnt, eine außergewöhnliche Lichteinstrahlung und ein besonders sonniges Wetter, das zu touristischen Aktivitäten einlädt. Im Frühling senkt er die Temperaturen und verlangsamt so das Aufbrechen der Knospen, worunter der Wein sonst im Falle eines späten Frühjahrsfrostes anschließend leiden könnte. Er verjagt den Frost in den Tieflagen des Reliefs. Vor allem aber beseitigt er die Luftfeuchtigkeit und verhindert folglich, dass sich Pilzerkrankungen wie der Echte oder der Falsche Mehltau entwickeln. Einhellig weisen die Winzer der Côtes du Rhône darauf hin, dass ihre Traubenernte, die manchmal geringer ausfallen kann, besonders gesund ist, ein Faktor für die gleichbleibende Qualität der Weine Jahr für Jahr. Die Lese wird schon in den frühen Morgenstunden in der Dämmerung durchgeführt, um den Erhalt der Fruchtsäure zu begünstigen, die für die gute Haltbarkeit und Aufbewahrung der Weine wichtig ist.